26. Juli 2019:
Hier die gestrichene Textpassage über den Keller des Neustädter Hofes:
Leopold fühlte sich wie lebendig begraben. Ein Gefühl ähnlich dem, das er kurz nach seiner Übersiedlung in den Neustädter Hof einmal erlebt hatte. Damals war er in das zu seiner neuen Wohnung gehörige Holz- und Kohlenlager hinunter gestiegen. Die schmale Wendeltreppe führte ihn zwei Stockwerke in die Tiefe, wo unter kirchenschiffhohen Kreuzgewölben die Brennstoffvorräte lagerten. Fasziniert von riesigen Bruchsteinquadern, die vielleicht schon die Fundamente für römische Häuser gebildet hatten, war Leopold im schwachen Schein der Kerze in ein Labyrinth aus Hallen und Kavernen eingedrungen. Teilweise eingefallene Brunnenschächte konnte man in dieser Unterwelt finden und wagenradgroße Spinnennetze, in denen sich Kröten und Fledermäuse verfangen hatten. Und irgendwann hatte Leopold die Orientierung verloren, kam immer wieder in Sackgassen mit abgemauerten Türen. Und geriet in immer schlimmere Panik. Zwar wusste Katharina, wohin er gegangen war, doch konnte es leicht geschehen, dass er – vermutlich bereits in Keller eingedrungen, die längst zu benachbarten Häusern gehörten – nicht mehr gefunden werden konnte. Gottlob hatte sich Leopold daran erinnert gehört zu haben, dass man in einem Labyrinth am besten immer nur nach einer Richtung abbiegen durfte, um daraus zu entkommen. So hatte er sich einer inneren Stimme gehorchend immer rechts gehalten und war solcherart aus dem Orcus wieder ans Tageslicht gelangt.